Erfahrungen und Tipps von Unternehmern in Zeiten von Corona

16/04/2020

Welche Corona-Taktiken sind für krisengeschüttelte Unternehmen vielversprechend, wer nimmt gerade jetzt eine Hauptrolle ein und was raten Experten in Steuer- und Finanzierungsangelegenheiten? 

Antworten darauf und zu weiteren Fragestellungen gaben vier Geschäftsführende aus Handel, Produktion, Gastronomie und Dienstleistung – und der Auren-Steuerberater Patrick Rüde – im Unternehmer-Talk „Erfahrungsberichte von Unternehmen in Zeiten von Corona“. Und wie zu Corona-Zeiten üblich fand der Talk digital als Webinar statt.

Die Händlerin
Wir gehen gestärkt aus dieser Krise hervor. Unser großer Vorteil war, dass wir schon vor der Corona-Krise gut aufgestellt waren und unsere Ware über digitale Kanäle vertrieben haben. Die Kunden waren also schon daran gewöhnt, über unseren Online-Shop zu kaufen. Diesen Vertriebskanal haben wir, als wir die Ladengeschäfte schließen mussten, intensiviert. Und damit richtig gut Umsatz gemacht. Der Mehraufwand an Arbeit allerdings war enorm. Über die Social-Media-Kanäle haben wir zu unseren Bestandskunden Beziehung gepflegt und durch das Schneeballsystem zusätzlich neue Kunden erreicht und gewonnen.  

Natürlich gibt es Branchen, die sich mit dem Abverkauf ihrer Ware deutlich schwerer tun als wir. Einige Händler aus unserem Umfeld sind zu Beginn der Krise erst einmal in Lethargie verfallen, glaubten, es nicht zu schaffen. Denen haben wir gezeigt, was wir unternehmen. Bei manchen hat es gezündet. Manchmal fehlte nur noch ein Quentchen an Information oder Ermutigung.

Unsere Erfahrung aus dieser Zeit ist, dass wir flexibel sein und bleiben müssen, damit wir reagieren können, und das mit Schnelligkeit. Bestätigt wurden wir, dass eine gute Kundenbindung wichtig ist, die man gerade in einer Krise besonders pflegen sollte, und dass man Leidenspartner braucht, mit denen man Ideen austauscht und gemeinsam kämpft.

Der Produzierende
Wir haben eigentlich immer einen Plan in der Tasche. Das heißt, wir gehen stets strategisch und proaktiv vor. Unser Betrieb läuft bislang gut, aber die Einschränkungen, die durch Lieferengpässe auf uns zukommen werden, haben wir bereits im Blick und sind darauf vorbereitet. Um unsere Liquidität zu erhalten, haben wir Gespräche mit unseren Hausbanken geführt und alles klargemacht, wenn’s eng wird. Prophylaktisch haben wir Kurzarbeit angemeldet, auch wenn wir zurzeit die Belegschaft noch voll beschäftigen können. Wir beobachten das Marktgeschehen genau, überlegen, auf welchen Feldern wir noch Aufträge an Land ziehen können, und wir sind in unserer Preisgestaltung flexibler geworden. Gute Ideen belohnen die Märkte mit Gewinn. So agieren wir schon lange, wir sind immer auf der Suche nach Innovationen.

Enorm wichtig ist für uns unsere Belegschaft. Gleich zu Beginn der Corona-Krise haben wir für alle Mitarbeitenden Spielregeln aufgestellt, um mögliche Ansteckungen zu vermeiden. Natürlich spüren wir bei unsere Mitarbeitern Unsicherheiten und Ängste – wegen der sinkenden Arbeitsauslastung und damit verbunden der drohenden Kurzarbeit und den Einkommenseinbußen. Dem begegnen wir mit offener Kommunikation. Wir machen uns nahbar, reden mit den Leuten, stimmen uns ab. Wir sagen offen, wie‘s um uns steht. Das kommt sehr gut an. Unser Nachwuchsförderprogramm haben wir gerade nochmals weiterentwickelt. Trotz Liquiditätssicherung, nehmen wir jetzt Geld in die Hand, weil wir besonders wertvolle Mitarbeiter ans Unternehmen binden wollen. 

Der Gastronom
Uns Gastronomen hat es besonders schwer getroffen. Wir mussten als Erstes zumachen und werden wahrscheinlich als Letztes wieder aufmachen dürfen. Viele meiner Branchenkollegen habe kaum Rücklagen gebildet, es gibt schon die ersten Insolvenzen. Einige haben es mit Take-away probiert – also das Essen zum Mitnehmen anzubieten. Die meisten können nicht mal ihre Kosten dafür decken. Wir setzen auf Social Media. Wir halten über Social Media aktiv Kontakt zu unseren Kunden, bauen unsere Follower-Zahl weiter aus. Wir haben uns mit anderen Gastronomen zusammengetan, bieten Online-Konzerte und –Workshops als Streaming an. Außerdem setzen wir auf SEO und verbessern unsere Auffindbarkeit im Internet.

Unsere laufenden Kosten senken wir, wo es nur geht. Wir haben Kurzarbeit und die staatlichen Zuschüsse beantragt. Damit wir‘s aber finanziell über die Runden schaffen, brauchen wir weitere Kredite. Dazu müssen wir mit unserer Hausbank vernünftige Lösungen finden. Denn auch wenn wir jetzt mit Tilgungen aussetzen können, irgendwann kommt die geballte Ladung an Rückzahlungen auf uns zu. Und die verlorene Zeit können wir nicht wieder reinholen, weil wir ja keinen doppelten Umsatz machen können – wir können unsere Tische nicht doppelt belegen. Hier ist die Politik gefragt. Es sollte Entschädigungsleistungen geben, die sich am Schaden orientieren.

Unglaublich wichtig in der Krise ist unser Team. Wegen der Kurzarbeit haben wir individuelle Vereinbarungen getroffen. Wir wollen gemeinsam neue Wege gehen und uns digital noch besser aufstellen. Für die nächsten Jahre haben wir schon viele Buchungen. Wir brauchen vom Staat aber jetzt klare Ansagen, wann und wie es wieder losgehen kann.   

Der Dienstleister
Unsere Aufträge – Seminare, Trainings, Vorträge, Workshops – sind von 120 Prozent runter auf null. Wir leben vom direkten Kundenkontakt, von persönlichen Begegnungen. Aber wir haben schnell geschaltet und zu bestehenden digitalen Angeboten sofort neue entwickelt– Webinar-Calls, Online-Assessments, virtuelles Recruiting. Kreativ müssen wir aber schon sein. Bei zweitägigen Veranstaltungen kannst du die Teilnehmer nicht einfach nur vor dem Bildschirm sitzen lassen, da muss Interaktion passieren. Und dafür brauchst du die passende Technik und einen leistungsstarken Partner, dessen Server nicht gleich zusammenbricht, wie das bei manchen Anbietern der Fall war. Unsere Ideen und Erfahrungen mit unseren neuen digitalen Geschäftsmodellen geben wir jetzt auch an andere Unternehmen weiter, das heißt wir haben dadurch unser Leistungsportfolio nochmals ergänzt.

Das wichtigste Gut sind unsere Mitarbeiter. Gerade in der Krise zeigt sich, wie gut dein Beziehungsmanagement ist. Und auch wie gut die Führungskräfte sind. Die müssen auf einmal anleiten aus der Distanz, digital führen. Normalerweise findet Leadership im direkten Dialog statt und auf der persönlichen Ebene. Hier müssen noch Kompetenzen aufgebaut werden. Corona verändert vieles. Auch Vertriebswege. Ein von uns beratener Mediziner findet unsere digitalen Angebote sehr gut, weil die Terminfindung flexibler gestaltet werden kann.   

Hier finden Sie Hilfe und Unterstützung
Damit Unternehmen die Corona-Krise überstehen, ist spezielles Fachwissen gefragt. Auren hat deshalb Task-Forces zu verschiedenen Themenbereichen ins Leben gerufen, die aktuelle und relevante Informationen zur Verfügung stellen.  

Beim Webinar für von Corona betroffene Unternehmen hat der Auren-Steuerberater Patrick Rüde Tipps und Statements abgegeben. Wenn Sie sich dafür interessieren, schauen Sie in den Auren-Blog und suchen dort nach den passenden Themen.

Oder Sie fragen uns direkt.

Finanzierung/Liquiditätshilfen 
Michael Deindl, Auren Garmisch-Partenkirchen
Wolfgang Müller, Auren Frankfurt 
Günter Mohr, Auren München 
Michael Schulz, Auren Stuttgart 
Patrick RüdeThomas Geiler, beide Auren Waldshut-Tiengen

Steuerliche Maßnahmen/Soforthilfe
Michael Böttinger, Auren Frankfurt
Alexander Hradecky, Auren München
Marion TrießMarcus Kogel, beide Auren Stuttgart
Patrick RüdeThomas Geiler, beide Auren Waldshut-Tiengen

Rechnungslegung 
Dr. Julia Freiheit, Auren Hamburg 
Ralf Buchhauser, Auren München
Christian Basler, Auren Stuttgart
Michael Greiner, Auren Waldshut-Tiengen

Rechtliche Maßnahmen
Oliver Haaga, Auren Stuttgart

Kurzarbeit/Personalwesen
Dr. Lubormir Guedjev, Auren Frankfurt
Günter Mohr, Auren München
Birgit Ennemoser, Auren Stuttgart
Dagmar Baumbach, Auren Waldshut-Tiengen 

Das Webinar „Erfahrungsberichte von Unternehmen in Zeiten von Corona“ wurde veranstaltet vom InnovationsForum Südwest.  

Foto: Jirsak  

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